Verfolgt man die Diskussion zum Thema „plotten“, also dem Planen des Inhalts von Geschichten, erscheint die Welt der Autoren zweigeteilt. Die eine Fraktion sagt, sie plotte nicht, sondern schreibe einfach drauflos. Die andere Fraktion hält diese Herangehensweise für vertane Zeit und belegt an zahlreichen erfolgreichen Autoren, wie viel besser geplottete Bücher seien.
Tatsächlich jedoch gibt es eine große Anzahl von Autoren, die sich dazwischen positionieren. So geben zum Beispiel viele Autoren an, zwar einen Plan zu haben, jedoch auch davon abzuweichen, wenn es sein muss oder wenn sich die Geschichte in eine andere Richtung entwickelt.
Auf der anderen Seite sagt selbst Stephen King, der als DER „Drauflosschreiber“ gilt, er habe zumeist eine Vorstellung davon, wie die Geschichte enden solle. Der Weg dahin sei allerdings oft nicht vorgegeben.
Daraus lässt sich schließen, dass man sich für die jeweilige Geschichte zumindest einen groben Plan zurechtlegen sollte, wenn man nicht hinterher ewig an der Überarbeitung sitzen möchte. Ob man nun im Kopf vorplant, wie Stephen King, oder sich detailliert zu jeder Szene Informationen notiert, wie Randy Ingermanson, bleibt jedem selbst überlassen.
Welcher Aufbau ist der Richtige?
Es gibt unzählige Arten, eine Geschichte aufzubauen, um Handlungs- und Spannungsbögen zu ziehen und sicherzustellen, dass die Geschichte einem roten Faden folgt und möglichst wenige Plotlöcher hat. Im Folgenden werde ich ein paar Möglichkeiten vorstellen, wie man an diese Aufgabe herangehen kann.
Klassisch ist die Planung des Aufbaus in 3 oder 5 Akten.
3 Akt-Struktur
Hierbei ist die Handlung in 3 Teile geteilt.
1. Akt
- Die Handlung wird durch eine Aktion in Gang gesetzt
- Ein Problem wird aufgebaut
2. Akt
- Erster Wendepunkt in der Geschichte
- Das Gegenteil vom Erwarteten passiert – Neue Hoffnung – Erholung
- Der Moment, ab dem es keine Rückkehr gibt
- Verschärfung des Problems
3. Akt
- Zweiter Wendepunkt in der Geschichte – „absolut schlimmstes Szenario“
- Neue Hoffnung oder ein Wandel des Charakters
- Der „OMG“-Moment
- Ende oder Auflösung des Problems
Wer nach dieser Mathode planen möchte, macht sich am besten zu den oben genannten Punkten Notizen.
5 Akt-Struktur
Ähnlich ist es mit der 5-Akt-Struktur, die, wie der Name sagt, die Geschichte in 5 Teile einteilt.
1. Akt
- Vorgeschichte
- Welche Handlungen oder Aktionen führen zum eigentlichen Gegenstand der Geschichte
2. Akt
- Die eigentliche Handlung wird durch eine Aktion in Gang gesetzt
- Die Spannung steigt
3. Akt
- Midpoint oder Höhepunkt = Wendepunkt
- Rückschlag
- Daraus folgt ein neuer Antrieb
- die Spannung fällt
4. Akt
- Der Moment, in dem der Protagonist erkennt, dass alles verloren ist, wenn er jetzt nicht handelt
- Das Unvermeidliche wird herausgezögert
- Die Spannung steigt wieder
5. Akt
- Katastrophe oder Sieg
Der Charakterbasierte-Aufbau
Hierbei hält man sich beim Erfinden einer Geschichte an folgende Abfolge:
- Der Hauptcharakter…
- …ist in einer Situation
- …mit einem Problem.
- Er/Sie versucht es zu lösen,
- … scheitert jedoch und verschlimmert es.
- Er/Sie versucht mit letzter Kraft das Problem zu lösen.
- Die Konsequenz daraus ist nicht so, wie der Leser es erwartet.
Aber wie plottet man genau?
Auch hier gibt es verschiedenste Herangehensweisen. Dabei kann man sich zum Beispiel zu den oben genannten Arten des Aufbaus einer Geschichte direkt Notizen machen oder sich die Abfolge der einzelnen Szenen überlegen und sie hinterher grob einer Struktur zuordnen. In jedem Fall bietet es sich an, die Planungen zumindest schriftlich festzuhalten. Eine Möglichkeit sehr strukturiert an die Planung heranzugehen ist die sogenannte „Snow-Flake“-Methode.
Die Snow-Flake-Methode
Der Schriftsteller Randy Ingermanson hat die sogenannte „Snow-Flake“-Methode zum Schreiben von fiktionalen Geschichten entworfen. Hier wird man durch 9 Schritte von der Planung einer Ein-Satz-Zusammenfassung bis zur genauen Szenenplanung begleitet. Dabei ist es unerheblich, welcher Struktur die Geschichte folgt. Es kann sich also auch um eine 3-Akt-Struktur oder eine 5-Akt-Struktur handeln.
Die einzelnen Schritte zur Planung umfassen:
- Die Ein-Satz-Zusammenfassung
- Erweiterung des einen Satzes zu einem Absatz bestehend aus vier Sätzen
- Entwicklung der Charaktere
- Erweiterung der vier Sätze zu vier Absätzen
- Beschreibung der Geschichte aus Sicht der Charaktere
- Erweiterung der vier Absätze zu vier Seiten
- Charakterfeinheiten finden
- Eine Szenenliste schreiben
- Details zu den Szenen hinzufügen
Welche dieser Methoden sollte man wählen?
Ich habe selbst ausprobiert, ob es mir genügt zur Struktur der Geschichten Notizen zu machen, oder ob ich mir detaillierte Szenen ausdenken muss. Dabei habe ich festgestellt, dass mir die Snow-Flake-Methode persönlich liegt, weil sie eine gute Balance zwischen Charakterentwicklung und Story-Entwicklung bietet und mich zum Beispiel auf einen bestimmten Aspekt hinarbeiten lässt (zum Beispiel ein tolles Ende). Trotzdem versuche ich die Spannungs- und Handlungsbögen im Auge zu behalten, damit die Geschichte nicht langweilig wird.
Für Kurzgeschichten verzichte ich meist auf die Snow-Flake-Methode und mache mir Notizen zur Charakter-basierten Struktur einer Geschichte, weil ich in dem Fall vom Protagonisten und seinen Eigenschaften ausgehend die Geschichte aufbaue.
Welches Schema einem zur Planung hilft und wie man letztendlich dabei vorgeht, muss man jedoch selbst ausprobieren. Also schnappt euch einen Zettel und einen Stift (oder alternativ einen PC) und legt los!