Ich habe vor einiger Zeit bereits einen Artikel darüber geschrieben, wie man sich durch Bilder zum Schreiben von Geschichten inspirieren lassen kann.
Jetzt soll es um andere Arten der Inspiration gehen, auf die ich bei meiner Arbeit an meinem neuen Roman zum Teil zurückgegriffen habe. Im ersten Teil der Artikel-Reihe ging es um eine Möglichkeit der Visualisierung und im zweiten Teil ging es um Hindernisse und Zufallssituationen.
Im heutigen dritten Teil geht es um Musik und Geräusche.
3. Musik
Durch den NaNoWriMo 2015 habe ich gelernt, dass viele Autoren beim Schreiben Songs hören, um in Schreibstimmung zu kommen. Aber lohnt sich das und was bringt es Autoren, sich Musik anzuhören und die mit Anstrengung gebündelte Aufmerksamkeit vom Schreiben auf Musik zu lenken?
Welchen Einfluss hat Musik?
Tatsächlich rufen Lieder, Melodien und Geräusche Erinnerungen in uns wach. Denk zum Beispiel an das Rattern eines Zuges. An was erinnert dich das? Mich persönlich erinnert es an eine Fahrt nach London vor ein paar Jahren. Ich denke dabei an die Brötchen, die ich im Zug gegessen habe. An die verregnete Oktoberlandschaft, die an mir vorbeizog, und das Kleinkind in der Sitzgruppe gegenüber, das von seinen Eltern mit Sellerie gefüttert wurde. Ich weiß auch plötzlich wieder, wie ich mich gefühlt habe und dass ich das Mineralwasser im Bord-Bistro unverschämt teuer fand.
Wie können solche Erinnerungen beim Schreiben helfen?
Wenn man eine bestimmte Szene vor Augen hat, kann man sich mit Hilfe der eigenen Erinnerungen – hervorgerufen durch die Geräusche oder Melodien – ganz leicht in die Stimmung versetzen, die man beschreiben möchte. Das funktioniert besonders gut, wenn man eigene Erfahrungen mit den Geräuschen verbindet, doch auch Erfahrungen aus zweiter Hand tragen (wenn auch in abgeschwächter Form) zur Stimmung bei. Zum Beispiel, wenn man das Geräusch eines Raumschiffs hört, auf dem die Geschichte spielt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit, frische Assoziationen mit dem Gehörten zu bilden, um die Szene deutlicher beschreiben zu können.
Stell dir vor, dein Hauptcharakter schlendert durch einen Wald. Du hörst dir eine Sounddatei mit Waldgeräuschen an und erhältst dadurch Hinweise, was dein Charakter hören könnte. Das führt oft dazu, dass du auch weißt, was er riechen oder sehen könnte, und durch deine eigenen Gefühle, die zur Stimmung der Musik passen, kannst du seine Emotionen besser nachempfinden.
Wo finde ich passende Geräusche, Melodien und Lieder?
Möglichkeiten, die ich bereits genutzt und getestet habe, sind:
- Radio/CD/Playlisten/Streaming-Dienste
- Syrinscape
- Noisli
- roll20.net
- Theaterverlag.eu
Radio/CD/Playlisten/Streaming-Dienste
Im Internet findet man massenhaft Seiten, auf denen man kostenlos oder kostengünstig Musik anhören kann. Zum Beispiel shoutcast.com.
Wie bereits im letzten Jahr berichtet, bin ich mit dieser Art von Hintergrundmusik beim Schreiben nicht richtig warm geworden. Der Grund dafür ist, dass ich mich beim Hören der Lieder zu sehr auf die Texte konzentriere und dann nicht mehr vernünftig schreiben kann.
Was funktionieren könnte, ich jedoch noch nicht ausprobiert habe, sind Soundtracks zu Filmen oder zu Video-Spielen.
Syrinscape
Die von mir bevorzugte Lösung für dieses Problem lautet Syrinscape.
Syrinscape ist ein Programm (für fast alle Betriebssysteme), das Hintergrundmusik und Geräusche abspielen kann. Entwickelt wurde Syrinscape, um Spielleitern von Rollenspielen die Möglichkeit zu bieten, ihre Geschichte mit guter (sich nicht ständig wiederholender) Musik und Geräuscheffekten zu bereichern.
Je nach Genre lassen sich die Soundsets, die es für Syrinscape gibt, für den Schreibprozess anpassen.
Einziger Nachteil: Es gibt die Einstiegsversion mit wenigen Sounds kostenlos und die anderen Sound-Sets müssen zusätzlich gekauft oder im Bundle abboniert werden.
Noisli
Noisli.com ist einfach eine Website, auf der man sich thematisch geordnete Hintergrundgeräusche anhören kann. Außerdem kann man sich in den verschiedenen App-Stores das Produkt herunterladen und die Sounds bequem vom PC/Handy/Tablet abspielen. Dabei lassen sich Geräusche auch gleichzeitig abspielen. Im Vergleich zu Syrinscape ist die Anzahl der Einstellungsmöglichkeiten und der unterschiedlichen Sounds zwar sehr gering, doch der Preis ist deutlich niedriger.
Roll20
Die Website roll20.net bietet ähnliche Möglichkeiten wie Syrinscape, die jedoch ebenfalls für Spielleiter gedacht sind. Somit muss man sich zunächst durch verschiedene Menüs hangeln und ein eigenes Rollenspielszenario kreieren, bevor man die Sounds per Jukebox hinzufügen und in Dauerschleife hören kann.
Theaterverlag.eu
Auf der Website des Theaterverlags kann man sich kostenlos Sounds herunterladen und per Audacity oder ähnlichen Programmen zurechtschneiden.
Fazit – Lohnt es sich, einen passenden Soundtrack für die Geschichte zu finden?
Ob es einem liegt, mit Musik oder Geräuschen zu schreiben, muss jeder selbst ausprobieren. Ich persönlich finde es sehr hilfreich, wenn ich dank der Hintergrundgeräusche schnell wieder in die richtige Schreibstimmung hineinfinde und mir schneller thematisch passende Assoziationen einfallen.